Bleibt die Frage: Wie können wir Menschen davor bewahren, auf Gesundheits-Fake-News hereinzufallen? Fest steht: Wer einmal glaubt, die Impfungen gegen COVID und andere Krankheiten seien Werkzeuge von Bill Gates und George Soros, um die Menschheit fremdzusteuern, ist für rationale Argumente in den meisten Fällen verloren.
Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir uns auf die Menschen konzentrieren, die mehr oder weniger nachvollziehbare Ängste haben, aber grundsätzlich noch an eine evidenzbasierte Medizin und echte Empfehlungen von Ärzt:innen glauben. Während es am Anfang der Pandemie noch sinnvoll war, mit großen Kampagnen schnell eine große Reichweite aufzubauen, sollten wir jetzt deutlich differenzierter vorgehen. So wie wir im Privaten ein gutes Gefühl haben, mit wem es sich zu sprechen lohnt, so müssen wir auch Kampagnen gestalten: Uns auf die unterschiedlichen Zielgruppen einstellen und keine One-Fits-All-Kampagnen starten, sondern mit der Marktforschung konkrete Personas erarbeiten und auf deren Fragestellungen antworten. Mit individuellen Targetingstrategien können wir diese Zielgruppen ganz konkret ansprechen – und nicht die, die für rationale Argumente schon verloren sind.
Das Zentrum der Gesundheit ist nur die Spitze des Eisbergs der Gesundheits-Fakes und von den deutschen alternativmedizinischen Angeboten am besten bei Google gerankt. Es steht für eine bewusste Abkehr von einer evidenzbasierten Medizin hin zu einem ertragsstarken „Zentrum der Gesundheits-Fake-News“. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Plattformen und Social-Media-Fakes, die sich unabhängig von Anbietern in Windeseile im Netz verbreiten. Plattformen wie Medwatch helfen, Fakes zu erkennen. Der Science-Cops-Podcasts des WDR-Formats Quarks überprüft sehr unterhaltsam die wissenschaftliche Basis von Trends insbesondere im Gesundheitsbereich, um „wissenschaftlichen Unfug“ aufzudecken, und hat eine hervorragend recherchierte Folge zum Zentrum der Gesundheit produziert.
Gleichzeitig kommt der Wissenschaftskommunikation der Unternehmen eine wichtige Bedeutung zu. Diese unterliegt zurecht einer sehr strengen Reglementierung wie dem Heilmittelwerbegesetz und stellt in der Regel an sich selbst noch höhere Ansprüche. So hat der Deutsche Rat für Public Relations zuletzt eine eigene Richtlinie zur Wissenschafts-PR erarbeitet, um pragmatisch den deutschen Kommunikationsindex im Themenfeld Wissenschaftskommunikation zu konkretisieren.
Doch was kann man wirklich tun, wenn unseriöse Internetseiten Google dominieren? Um ehrlich zu sein: Nicht viel. Der Ruf nach Sperrungen ist problematisch, denn zu schnell sollten Inhalte in einer freien Gesellschaft nicht zensiert werden. Es geht vielmehr darum, dass die medienpädagogische Kompetenz geschult wird, damit Menschen lernen, Fakten und Fiktionen zu unterscheiden. Denn wenn Nachrichten zu skurril oder zu gut klingen, um wahr zu sein – dann sind sie es meist auch.