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Public Affairs

Vom „Insight“ zum „Impact“

Geschafft! Es ist gewählt, der Wahlkampf ist vorbei. Kurz und heftig war er, teils scharf und auch verletzend zwischen den Parteien, oft emotional und polarisiert. Man hatte den Eindruck: Diesmal geht es um eine echte Richtungsentscheidung. Doch in welche Richtung eigentlich? Und wie lange werden Wunden geleckt? Wie schnell „normalisiert“ sich die politische Debatte wieder? Wir haben uns die Frage gestellt: Wann sollten Unternehmen selbst aktiv politisch kommunizieren – und warum vor der Wirkung der Blick nach innen steht.

Die „verschobenen“ Debatten

Der Reihe nach - viele große und dringliche Themen, bei denen es auch immer um die Verteilung von Ressourcen geht, spielten im Wahlkampf praktisch keine Rolle. Das beste Beispiel: Der Klimawandel. 2021 war das noch das Top Thema, mit dem Heizungsgesetz erlebte das Thema sein großes Desaster, 2025 kam das Thema nicht mehr vor.

Doch der Klimawandel bleibt weiter Realität. Im aktuellen Allianz Risk Barometer, das jährlich die weltweit größten Risiken aus Geschäftsperspektive analysiert, stufen Unternehmen die Risiken durch den Klimawandel erstmals als eines der Top 5 Risiken ein. Der Klimawandel ist bereits zum konkreten und quantifizierten ökonomischen Risiko geworden. Höchste Zeit, dass wir die CO2-Reduktion weiter vorantreiben. Doch anstatt jetzt konkret darüber zu sprechen, wie uns das besser gelingt und was uns das wert sein sollte, wird die Debatte über mögliche Lösungen auf die Zeit nach der Wahl „verschoben“. 

Es gibt weitere Großthemen, für die wir viel Geld in die Hand nehmen müssten. Zum Beispiel die Infrastruktur, Straßen und Schienen, die dringend auf Stand gebracht werden müsste. Oder die Landesverteidigung. Die Wirtschaft bräuchte dringend einen starken Impuls. Und auch die fehlende Infrastruktur für Strom, Wasserstoff und Wärme – das sind alles Großbaustellen, hinter denen massive wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen stehen. Auf all diesen Baustellen besteht akuter Handlungsbedarf – und damit Finanzierungsbedarf. Hier stehen uns heftige Debatten und heiße Verteilungskämpfe bevor.

Parteien und Öffentlichkeit haben gemeinsam in einem stillen Konsens entschieden, diese Debatten auf die Zeit nach der Wahl zu verschieben. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Irgendwann müssen Entscheidungen getroffen werden, wie wir unser Land wieder fit bekommen wollen. Die eigentlichen Richtungs- und Verteilungskämpfe werden also jetzt erst, mit den Koalitionsverhandlungen, beginnen. Und auch jetzt, da alles nach Schwarz-Rot und damit nach einer 2er-Koalition aussieht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die sich durch den gesamten „Regelbetrieb“ der Regierungsarbeit fortsetzen: Was können und müssen wir uns leisten? Welcher Sektor bekommt wie viel? Wo müssen wir verzichten? Für die politische Kommunikation fängt die Arbeit jetzt erst richtig an.

Die Gretchenfrage in der Public Affairs

Unternehmen stehen immer wieder vor der Frage, wie sie es mit der politischen Kommunikation halten wollen: Sollen sie selbst aktiv werden oder nur über den Branchenverband?

Auf dem Weg zur Antwort ein paar grundsätzliche Gedanken: Industrie und Wirtschaft – so wichtig sie für die Stabilität und die Erfolgsgeschichte des Landes sind – sie stehen in Deutschland unter Beobachtung. Sie werden zunehmend hinterfragt und müssen ihre Akzeptanz, ihre „Licence To Operate“, immer wieder neu „erwerben“. Dabei werden sie zunehmend mit gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert.

Ein guter Lobbyist ist immer Teil der Lösung, nie Teil des Problems. Und genau darum geht mit Blick auf die gewaltigen Transformationen, vor denen das Land steht. Organisationen müssen immer wieder beweisen, dass sie „Teil der Lösung“ sind.  Wenn das nicht inhaltlich schlüssig gelingt, gerät die Legitimität des Geschäftsmodells schnell in Frage.

Natürlich mussten Unternehmen schon immer im eigenen Interesse politische Kommunikation betreiben – zum Beispiel vor Ort, in den Kommunen am Standort, oder im Dialog mit den verschiedenen Anspruchsgruppen. Was neu ist, ist die enorme gesellschaftliche Wucht. Wo das Geschäftsmodell nicht verstanden oder die „Licence To Operate“ sogar in Frage steht, kann das zur Gefährdung ganz handfester und praktischer Unternehmensinteressen führen. Das kann von „einfachen“ Standortdebatten bis hin zu umfassenden Regulierungen führen. Die anstehenden Verteilungskämpfe werden Gewinner und Verlierer hervorbringen. Die Gewinner werden die sein, die sich überzeugend als „Teil der Lösung“ präsentieren können. Wer nicht tatenlos zuschauen möchte, auf welcher Seite er oder sie am Ende landet, sollte – ergänzend zu den Verbandsmitgliedschaften – die eigene Rolle in einer Debatte strategisch planen und „führen“.

Aber wie verhalten sich eigene Maßnahmen zur Interessenvertretung durch die Branchenverbände? Ist es nicht eigentlich deren Funktion, Anliegen ganzer Branchen zu bündeln und Branchenpositionen zu formulieren?

Darin liegt schon ein Teil des Problems. Es ist die Geschichte vom Schnellboot und dem Tanker. Denn während Unternehmen in der Lage sind, kommunikativ schnell zu reagieren, sind Verbände häufig wie schwerfällige Tanker unterwegs, die erst Abstimmungsprozesse durchlaufen müssen, bevor sie sich äussern können – Vorteil Schnellboot. Hinzu kommt:  Wenn die Interessen vieler gebündelt werden, können spezifische Anliegen dabei verloren gehen. Schon deshalb von uns die klare Antwort: Ja, prüfen Sie genau, wo „thematische „Lücken“ in der politischen Kommunikation entstehen, die Ihnen schaden können. Wenn Sie fündig werden, müssen Sie handeln, um diese Lücken zu schließen, bevor es die Konkurrenz – Pardon, die Wettbewerbsbegleiter tun.

So kann politische Kommunikation von Unternehmen gelingen

Werden wir praktisch: Politische Kommunikation eines Unternehmens braucht, wie die eines Verbandes auch, die klassischen Entwicklungsschritte vorweg, von der Arena Analyse bis hin zur Maßnahmenentwicklung. Doch sie brauchen auch ein klares Selbstverständnis davon, welche Rolle und Positionen sie in der politischen Arena spielen wollen. Denn zum einen sollten sie vermeiden, als dauerkommentierender Besserwisser wahrgenommen zu werden. Darüber hinaus muss das, was sie sagen, mit der Gesamtkommunikation zusammenpassen und gezielt auf die Geschäftsziele und die Unternehmensmarke einzahlen. 

Damit Kommunikation auch Wirkung erzielen kann, steht am Beginn der politischen Kommunikation der Blick nach innen, die „Insights“. Dabei sollten die folgenden 5 Punkte herausgearbeitet werden:

  1. Die eigene Rolle begreifen
    Kennen Sie Ihre Position! Ein disruptives Start-up kann anders auftreten als ein DAX-Konzern mit starken Stakeholderinteressen oder ein Unternehmen mit enger öffentlicher Hand-Anbindung. Wer seine Rolle versteht, kommuniziert gezielter.
  2. Die eigenen Interessen fokussieren
    Nicht beliebig – treffen Sie ins Schwarze! Setzen Sie gezielt Themen, die Ihr zentrales Unternehmensziel voranbringen. Wer alles bespielt, wird unsichtbar.
  3. Die eigene Story erzählen
    Politische Botschaften müssen in Ihr Unternehmensnarrativ passen. Nur so wirken sie schlüssig und bekommen ihre zwingende Logik. Auch unpopuläre Meinungen haben Gewicht – wenn sie schlüssig und fundiert sind. Thought Leadership heißt, manchmal gegen den Strom zu schwimmen.
  4. Die Politik verstehen
    Eigene Maßstäbe reichen nicht – Politik folgt eigenen Regeln. Wer sie kennt, setzt sich besser durch. Achten Sie darauf, dass Parteipräferenzen nicht dominieren. Inhaltliche Klarheit überzeugt Ihre Zielgruppen mehr als politische Lagerbildung.
  5. Von Selbstverständnis zur Selbstverständlichkeit
    Klare Strukturen und Prozesse sind der Schlüssel. Geben Sie Verantwortlichen Handlungsspielraum und schaffen Sie Standards für konsistente Kommunikation. Mit der Zeit wird politische Kommunikation so selbstverständlich wie jede andere strategische Maßnahme.

Werden diese 5 Punkte sauber herausgearbeitet, schaffen Unternehmen, die eine eigene politische Kommunikation aktiv vorantreiben, Mehrwert für das Erreichen ihrer Geschäftsziele.

Gerne unterstützen wir Sie dabei, Ihre politische Kommunikation kohärent und strategisch aufzusetzen. Kontaktieren Sie uns für ein erstes Kennenlern-Gespräch – natürlich unverbindlich und kostenlos.