Unternehmen stehen immer wieder vor der Frage, wie sie es mit der politischen Kommunikation halten wollen: Sollen sie selbst aktiv werden oder nur über den Branchenverband?
Auf dem Weg zur Antwort ein paar grundsätzliche Gedanken: Industrie und Wirtschaft – so wichtig sie für die Stabilität und die Erfolgsgeschichte des Landes sind – sie stehen in Deutschland unter Beobachtung. Sie werden zunehmend hinterfragt und müssen ihre Akzeptanz, ihre „Licence To Operate“, immer wieder neu „erwerben“. Dabei werden sie zunehmend mit gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert.
Ein guter Lobbyist ist immer Teil der Lösung, nie Teil des Problems. Und genau darum geht mit Blick auf die gewaltigen Transformationen, vor denen das Land steht. Organisationen müssen immer wieder beweisen, dass sie „Teil der Lösung“ sind. Wenn das nicht inhaltlich schlüssig gelingt, gerät die Legitimität des Geschäftsmodells schnell in Frage.
Natürlich mussten Unternehmen schon immer im eigenen Interesse politische Kommunikation betreiben – zum Beispiel vor Ort, in den Kommunen am Standort, oder im Dialog mit den verschiedenen Anspruchsgruppen. Was neu ist, ist die enorme gesellschaftliche Wucht. Wo das Geschäftsmodell nicht verstanden oder die „Licence To Operate“ sogar in Frage steht, kann das zur Gefährdung ganz handfester und praktischer Unternehmensinteressen führen. Das kann von „einfachen“ Standortdebatten bis hin zu umfassenden Regulierungen führen. Die anstehenden Verteilungskämpfe werden Gewinner und Verlierer hervorbringen. Die Gewinner werden die sein, die sich überzeugend als „Teil der Lösung“ präsentieren können. Wer nicht tatenlos zuschauen möchte, auf welcher Seite er oder sie am Ende landet, sollte – ergänzend zu den Verbandsmitgliedschaften – die eigene Rolle in einer Debatte strategisch planen und „führen“.
Aber wie verhalten sich eigene Maßnahmen zur Interessenvertretung durch die Branchenverbände? Ist es nicht eigentlich deren Funktion, Anliegen ganzer Branchen zu bündeln und Branchenpositionen zu formulieren?
Darin liegt schon ein Teil des Problems. Es ist die Geschichte vom Schnellboot und dem Tanker. Denn während Unternehmen in der Lage sind, kommunikativ schnell zu reagieren, sind Verbände häufig wie schwerfällige Tanker unterwegs, die erst Abstimmungsprozesse durchlaufen müssen, bevor sie sich äussern können – Vorteil Schnellboot. Hinzu kommt: Wenn die Interessen vieler gebündelt werden, können spezifische Anliegen dabei verloren gehen. Schon deshalb von uns die klare Antwort: Ja, prüfen Sie genau, wo „thematische „Lücken“ in der politischen Kommunikation entstehen, die Ihnen schaden können. Wenn Sie fündig werden, müssen Sie handeln, um diese Lücken zu schließen, bevor es die Konkurrenz – Pardon, die Wettbewerbsbegleiter tun.