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LinkedIn-Index 2025

So engagiert sind Pharma-Führungskräfte in Deutschland auf LinkedIn

Wie präsent sind die Führungskräfte der Top-Pharmaunternehmen auf LinkedIn? Dieser Frage sind Dr. Marianne Diehl, Direktorin Health Strategy/Medical, und Andreas Nehls, stellvertretender Geschäftsführer und verantwortlich für den Bereich Digital, nachgegangen. Das Ziel: messbar machen, wie gut Pharma-Leadership die Potenziale der Plattform ausschöpft.  

Im Rahmen einer umfassenden Analyse wurden die Entscheider:innen der 20 umsatzstärksten Pharmaunternehmen nach Followerzahlen, Beitragsfrequenz und Interaktionsraten unter die Lupe genommen.  

Das Ergebnis ist der LinkedIn-Index 2025. Er zeigt: Einige Branchenköpfe setzen LinkedIn bereits strategisch und wirkungsvoll ein. Andere lassen Potenziale ungenutzt. Was die Besten anders machen – und was sich daraus lernen lässt. 

Sichtbarkeit entscheidet – gerade jetzt

Die pharmazeutische Industrie steht unter Druck: Globale Handelskonflikte, eine neu formierte Bundesregierung, Reformbedarf beim AMNOG, Finanzierungsengpässe bei den Kassen, demografische Verschiebungen und der zunehmende Fachkräftemangel bestimmen die Agenda. Die Herausforderungen sind vielfältig und komplex.  

In dieser Gemengelage kommt es mehr denn je auf klare Positionen an. Sichtbarkeit wird zur strategischen Währung. Vor allem auf LinkedIn. Was einst als Karrierenetzwerk begann, hat sich zur zentralen Bühne für Meinungsführerschaft entwickelt. Wer hier als glaubwürdige Stimme auftritt, schafft Vertrauen, zieht Talente an und kann politische Prozesse aktiv mitgestalten. Besonders Führungspersönlichkeiten gewinnen auf diesem Kanal an Einfluss – als Gesichter ihrer Unternehmen, als Impulsgeber:innen, als Agenda-Setter:innen. Wirkung braucht Strategie. Und eine Kommunikationskultur, die Position bezieht. 

Pharmabranche hinkt hinterher

Wie sichtbar sind Deutschlands Pharma-Topmanager:innen wirklich? Um das Potenzial datenbasiert einzuordnen, hat komm.passion | Team Farner die LinkedIn-Präsenz der Führungskräfte der 20 umsatzstärksten Pharmaunternehmen 2023 analysiert.1 Die Grundlage ist eine Bewertung nach Followerzahl, Beitragsfrequenz und Engagement Rate – jeweils mit bis zu 20 Punkten gewichtet. Erreicht werden können maximal 60 Punkte. 

Seit Veröffentlichung der Analyse hat sich das Umsatzranking (FiercePharma 2024) leicht verschoben: Viatris ist nicht mehr gelistet, neu dabei ist CSL.2 Am Befund aber ändert das wenig. 

Denn der Index zeigt: Die Branche schöpft ihr kommunikatives Potenzial auf LinkedIn bislang kaum aus. Der Median liegt bei nur rund 3.000 Followern pro Führungskraft, etwa vier Beiträgen pro Quartal und einer Engagement Rate von 3 %. Zum Vergleich: DAX-40-CEOs erreichen im Schnitt mehr als 80.000 Follower, posten sechsmal pro Monat – und erzielen mehr als doppelt so hohe Interaktionsraten. Die Pharmaindustrie hat hier klaren Aufholbedarf.

Einige Pharma-Führungskräfte haben bereits erkannt, dass LinkedIn eine Schlüsselplattform für sie sein kann. Wer hier eine konsequente Strategie verfolgt, kann die Potenziale voll nutzen und sich in Sachen Einfluss und Sichtbarkeit deutlich absetzen.

Andreas Nehls, stellvertretender Geschäftsführer komm.passion I Team Farner

Was Top-Performer:innen anders machen

Nicht alle Pharmamanager:innen sind auf LinkedIn aktiv – eine Führungskraft verfügt über kein Profil, zwei weitere zeigten im Untersuchungszeitraum keinerlei Aktivität. Trotzdem: LinkedIn ist die mit Abstand wichtigste Plattform für Pharma-Entscheider:innen. Andere Netzwerke wie Instagram, X oder Xing spielen kaum eine Rolle – ihre Nutzung ist selten und oft veraltet. 

Doch es gibt sie: die Vorreiter. 

  • Belén Garijo (Merck) und Bill Anderson (Bayer) setzen Maßstäbe bei der Reichweite – mit Followerzahlen jenseits der 100.000. 

  • Belén Garijo (Merck), Heidrun Irschik-Hadjief (Sanofi) und Urs Vögeli (Johnson & Johnson) zeigen, dass eine kontinuierliche Posting-Frequenz von 3 bis 5 Beiträgen pro Monat im Führungsalltag realisierbar ist. 

  • Auch bei der Engagementrate stechen einige hervor: Thibault Massart (AbbVie) mit 65 %, Fridtjof Traulsen (Boehringer Ingelheim) mit 15 % und Remo Gujer (Bristol Myers Squibb) mit 12 % – trotz vergleichsweise kleiner Reichweite. 

Die Zahlen belegen: Wirkung ist möglich. Sichtbarkeit auf LinkedIn ist kein Zufall, sondern Ergebnis gezielter Kommunikationsstrategien. Wer heute in der Pharmabranche führen will, sollte auch kommunikativ sichtbar sein – und die richtigen Impulse setzen. 

 

Quick Wins mit Profil

Ein Blick in die Profile der Führungskräfte zeigt: Vieles bleibt ungenutzt. Im Schnitt fehlen sechs von 22 möglichen Profilangaben, darunter zentrale Elemente wie die „Info“-Box, der Bereich „Im Fokus“ oder interaktive Kategorien wie Kenntnisse, Empfehlungen und Interessen. Damit bleibt wertvolle Kommunikationsfläche unbespielt. 

Auch bei den Beitragsformaten zeigt sich ein ähnliches Bild: Die meisten Führungskräfte nutzen lediglich zwei Formate; meist klassische Text-Posts mit Bild. Das verschenkt Reichweite. Denn der LinkedIn-Algorithmus bevorzugt interaktive und visuelle Inhalte wie Umfragen, Carousel-Posts oder Kurzvideos – Formate, die sowohl Sichtbarkeit als auch Engagement deutlich erhöhen können. 

Die gute Nachricht: Viele dieser Optimierungen sind mit wenig Aufwand umsetzbar. Gleichzeitig braucht nachhaltiger Erfolg auf LinkedIn mehr als operative Aktivität. Ohne eine strategisch klare Haltung – wer bin ich hier, welche Zielgruppen spreche ich an, welche Botschaften will ich platzieren? – bleibt Wirkung Zufall. 

Während politische Inhalte primär auf Reichweite und Impressionen zielen, ist bei der Ansprache von Mitarbeitenden oder Talenten vor allem eine starke Engagement Rate entscheidend. Kommunikation muss also nicht nur sichtbar, sondern auch zielgerichtet sein. 

 

Führung im Dialog: Wer nicht reagiert, verliert

LinkedIn ist längst mehr als eine digitale Visitenkarte – es ist eine Plattform des Austauschs. Wer hier erfolgreich kommunizieren will, darf nicht nur senden, sondern muss auch zuhören. Doch genau daran hapert es in der Pharmabranche noch deutlich. 

Unsere Analyse zeigt: Die Bereitschaft zur aktiven Interaktion mit der Community ist gering. Im Median reagieren Pharma-Führungskräfte nicht auf Kommentare unter ihren eigenen Beiträgen. Keine Antwort, kein Dialog und damit auch: keine Nähe. In Zeiten, in denen Vertrauen, Authentizität und Zugänglichkeit zentrale Führungsqualitäten sind, ist das eine vertane Chance. 

Dass es anders geht, beweisen einzelne Führungspersönlichkeiten: 

  • Heidrun Irschik-Hadjief (Sanofi) und Urs Vögeli (Johnson & Johnson) antworten auf 25,8 % bzw. 24,0 % der Kommentare – und machen damit vor, wie digitaler Dialog funktioniert. 

  • Auch Simon von Boeselager (Viatris) mit 16,7 %, Hagen Pfundner (Roche) mit 16,0 % und Fridtjof Traulsen (Boehringer Ingelheim) mit 10,5 % zeigen ein überdurchschnittliches Maß an Interaktion. 

Die Botschaft ist klar: Wer LinkedIn als Social Tool versteht, hat einen kommunikativen Vorsprung. Dialog schafft Bindung. Und Führung beginnt mit Zuhören. 

Vordenken. Sichtbar werden. Wirksam führen.

LinkedIn bietet Pharma-Führungskräften heute mehr als nur Reichweite. Es ist ein direkter Kanal zu Schlüsselzielgruppen: von politischen Entscheider:innen über Talente bis hin zu den eigenen Mitarbeitenden. Wer jetzt beginnt, gezielt zu analysieren, strategisch zu planen und konsequent Sichtbarkeit aufzubauen, kann Thought Leadership im digitalen Raum aktiv gestalten. 

Der Einstieg beginnt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Wo stehe ich aktuell? Was zeigt mein Profil – und was nicht? Darauf aufbauend entsteht eine Strategie, die individuelle Führungsstile, unternehmerische Ziele und kommunikative Relevanz in Einklang bringt. 

Was es dafür braucht: ein professionell konzipiertes LinkedIn-Programm. Es muss eng an die Unternehmenskommunikation angebunden sein, klar definierte Ziele verfolgen, über verschiedene Phasen hinweg entwickelt und vor allem: durchgehalten werden. Denn nachhaltige Sichtbarkeit entsteht nicht über Nacht. Sie erfordert Resilienz, Konsistenz und ein klares Verständnis dafür, was relevante Kommunikation heute leisten muss.  

Wer LinkedIn strategisch meistert, wird sichtbar – als glaubwürdige, nahbare und wirksame Führungskraft im digitalen Raum. 

Lassen Sie uns gern sprechen.